Wie werde ich ehrenamtlicher Betreuer?

Angeregt werden kann eine rechtliche Betreuung durch jede natürliche Person oder Einrichtung, in den meisten Fällen aber durch Ärzte, Krankenhäuser, Sozialstationen etc.

Das Gesundheitsamt, die Betreuungsbehörde und das zuständige Vormundschaftsgericht überprüfen die Notwendigkeit der rechtlichen Betreuung und versuchen einen geeigneten Betreuer zu finden; in der Regel sind dies Angehörige, Freunde oder sonstige sozial engagierte Menschen.
Dem Wunsch des Betreuten kommt hierbei große Bedeutung zu.

Um Ihnen einen besseren Einblick in die Aufgaben einer ehrenamtlichen rechtlichen Betreuung zu verschaffen, möchten wir an dieser Stelle einige unserer engagierten ehrenamtlichen Betreuer zu Worte kommen lassen.

Ein ehrenamtlicher rechtlicher Betreuer berichtet:

“Wenn man als „Frührentner“ unfreiwillig aus dem Berufsleben ausscheidet, macht man sich so seine Gedanken: „Werde ich überhaupt noch gebraucht?“ Dies insbesondere unter dem Hintergrund, wenn man seinen Beruf geliebt und diesen mit Leidenschaft und Hingabe nahezu 40 Jahre ausgeübt hat.

Was könnte mich aus dieser Krise herausführen? Dieser Gedanke hat mich Monate lang intensiv beschäftigt.

Unabhängig von meiner depressiven Stimmung beschäftigte mich der Gedanke, dass es auch seine guten Seiten hat, mich nicht mehr mit dem immer härter werdenen Berufsleben herumschlagen zu müssen. Ging es mir eigentlich nicht gut? Sogar sehr gut? Keine finanziellen Probleme – viel Zeit und Muße für die Familie.

Sollte ich nicht eigentlich von dem vielen „Guten“ was mir eigentlich widerfährt, nicht etwas abgeben an andere Menschen, denen es nicht so gut geht, die vielleicht sogar auf meine Hilfe warten? Dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los. Und so wurde ich schließlich nach einem Gespräch mit einem Bekannten auf die ehrenamtliche Tätigkeit in Zusammenarbeit mit einem Betreuungsverein aufmerksam.

Weiter gingen mir auch eigennützige Gedanken durch den Kopf. Durch das plötzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben fehlte mir von heute auf morgen „Bestätigung“, welche ich beruflich sehr genossen habe. Wie kann ich hier einen Ausgleich schaffen. Mir wurde schnell klar, dass ein ehrenamtliches Engagement – wenn mir diese Arbeit auch noch Spaß machen würde – die fehlende Bestätigung bringen könnte.

Ein weiterer eigennütziger Aspekt wurde mir zusätzlich klar. Gerade mal 60 Jahre jung wollte ich doch noch nicht zum „alten Eisen“ gehören und meine grauen Zellen verkümmern lassen. Mein über Jahre hinweg auf Hochleistung getrimmtes Hirn wollte und durfte ich nicht deaktivieren.

Also entschloss ich mich, mit viel Elan und einigen Ideen mein zukünftiges Leben als „ehrenamtlicher rechtlicher Betreuer“ bereichern zu lassen. Von anfänglich einer Betreuten „jungen Dame“ von 64 Jahren, geistig fit und angenehm in Umgang, wurde mir schnell klar, dass mir diese Arbeit gut lag und zudem große Freude machte. Ich machte der Dame von Anfang an klar: „Ich will Ihr Freund, nicht aber Ihr „Verhältnis“ werden. Schnell wurden wir miteinander vertraut und lernten uns gegenseitig schätzen. Uns verbindet mittlerweile ein freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis.

Bei dieser einen Dame blieb es dann schließlich nicht. Es kamen weitere Männer und Frauen hinzu, die eben viele Dinge ihres alltäglichen Lebens nicht mehr alleine regeln können und auf Hilfe angewiesen sind, so z.B. ungewohnter Umgang mit Behörden. „Du bist mein bester Freund und mein Vertrauter“ gestand mir erst kürzlich eine Dame, die anfangs sehr verschlossen, ja misstrauisch war und mir inzwischen uneingeschränktes Vertrauen schenkt. Das macht mich sehr froh und zufrieden.

Meinen Entschluss, für andere Menschen da zu sein, habe ich bisher zu keinem Zeitpunkt bereut. Natürlich scheint auch hier nicht täglich die Sonne und es müssen auch schon mal unangenehme Probleme gewälzt werden.

Fazit nach nunmehr über 2 Jahren ist jedoch, dass ich mit Zufriedenheit die große Dankbarkeit „meiner“ Betreuten erfahre und hoffe und wünsche, dass ich diese Arbeit bei guter Gesundheit und mit Gottes Segen noch lange ausüben darf.

Ich möchte diesen Artikel gleichzeitig als Aufruf und Aufforderung verstehen: „Machen Sie sich und anderen ein Freude und werden Sie „Ehrenamtlicher rechtlicher Betreuer“, denn es gibt noch viel zu tun – packen Sie’s an – ich kann Ihnen dazu nur Mut machen.

In dem neuerdings im Internet geschalteten „Ehrenamt im Netz“ gibt es übrigens ein „EhE-Forum“, – Ehrenamtler helfen Ehrenamtlern“ in dem man auch als ehrenamtlicher Mitarbeiter untereinander Erfahrungen und Ratschläge austauschen kann.”
Verfasser: Ulrich Schneider

Auch zu finden unter dem direkten Link "Ehrenamt im Netz"